Reisebericht Venezuela Teil 1
Ankunft Caracas/Macuto
Nach 10-stündiger Flugzeit von Frankfurt/Main nach Caracas landete die Maschine der Lufthansa gegen 19:00 Uhr Ortszeit in Venezuela. Dem kalten Wetter des 7. Februars 2001 in Deutschland entflohen, erdrückte die beiden Brüder die schwül-heiße Luft förmlich. So ließen sich die Neuankömmlinge mit dem Taxi nach Macuto fahren, um dort nach einigen Umwegen in einem Hotel einzuchecken (25 US$ das Doppelzimmer). Zwischenruf:
Mit Taxifahrern ist das ja immer so eine Sache. Dieser hier zum Beispiel, fuhr die zwei allein reisenden Männer promt in eine Saftpenne
Venezuela hat zwar wirklich schöne Frauen, aber auch zahlreiche Ecken und Straßenzüge, wo man sich an seinem ersten Abend nicht unbedingt aufhalten muss. Mit einem Einblick in Venezuelas Nachtleben fuhr der Taxifahrer die zwei schließlich zu fortgeschrittener Stunde in eine adäquate Unterkunft.
Caracas/Choroni
Am nächsten Morgen verließen die Brüder das nicht sehr einladende Macuto und fuhren mit dem Bus zurück nach Caracas. Vom dortigen Busterminal ging es weiter in das etwa 100 Kilometer entfernte Maracay. Gegen Mittag in Maracay angekommen, erwischten sie auch gleich den Bus nach Choroni. Eine aufregende Fahrt erwartete sie!
Das kleine Fischerdorf Choroni in dem sie sich akklimatisieren wollten, liegt an der Küste am Henri Pittier Nationalpark. Es ist Trockenzeit, die Regenzeit dauert von April bis November. Die steilen Hänge der Küstenkordillere sind überzogen mit dichtem Nebelwald. Die höchsten Erhebungen sind ca. 2000 m hoch. Und genau diese Küstenkordillere galt es zu überwinden. Mit einem vollbesetzten Bus (dritter Klasse), auf einem sehr schmalen und kurvenreichen Bergpaß, auf dem unmöglich zwei größere Fahrzeuge aneinander vorbeipassen, peitschte der Bus hupend durch die zahlreichen Kurven. Alle fuhren hier so. Wenn sie es nur konnten. Und wie selbstverständlich hatte der Busfahrer die HiFi-Anlage so laut aufgedreht, dass dieser das Hupen der anderen Fahrzeuge unmöglich hören konnte. Für die Bus-Reisenden hieß es also: Wenn schon die letzte Reise antreten, dann wenigstens mit guter Musik.
Im wunderschönen Choroni angekommen, suchten sie sich erst einmal eine Pousada. Diese einfachen, familiären Unterkünfte haben meist einen großen und grünen Innenhof, auf dem man sich in geselliger Runde trifft. Für 20 US$ pro Nacht und Person wurde die Pousada von Ingrid Schäuble die Unterkunft der beiden. Große Hotelburgen sucht man in dem kleinen kolonialen Dorf vergebens; schöne farbige Flachbauten mit max. zwei Etagen prägen das Bild.
Im Hafen des Fischerdorfes liegen kleine bunte Boote dicht an dicht. Einen Steg ist hier nicht von Nöten. Um in ein Boot zu gelangen, springt man einfach von einem Boot zum anderen. Mit diesen kann sich der Reisende zu den einsamen Buchten schippern lassen oder früh am Morgen mit auf Fischfang gehen. Der Fang wird danach direkt am Ufer verkauft.
Überquert man die einzige Brücke des Hafens so gelangt man zum Playa Grande. Der Karibikstrand liegt in einer langgezogenen, von Palmen umsäumten, Bucht. Abends sind die wenigen Restaurants des Dorfes ein guter Treffpunkt, um den Tag bei einem guten Essen oder auch einer guten Zigarre enden zu lassen. Nach drei Tagen kennt man eigentlich jeden im Dorf, man sieht sich im Ort, auf Touren im Henri Pitter Nationalpark, am Strand, im Restaurant. Es ist eine kleine Gemeinschaft in der jeder machen kann was er will, in der Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht werden, in der es sehr geruhsam und beschaulich zugeht.
Choroni/Coro
Morgens um 7:30 Uhr verließen die Brüder Choroni mit dem Bus und erreichten gegen 10:00 Uhr Maracay. Mit einem erste Klasse Bus ging es gegen 11:00 Uhr weiter nach Coro. Nur machte der Busfahrer an einer total versmokten Tankstelle eine gigantische Mittagspause, dass sich die Ankunftszeit in Coro um zwei Stunden auf 16:00 Uhr verschob. Doch an die venezolanische Zeit gewöhnt man sich schnell und läßt die Vermutung zu, daß das Lieblingswort aller Venezolaner mañana ist.
In dem von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Coro scheint es, als hätte die Stadt Jahrhunderte im Schatten ihrer Vergangenheit geschlummert und die enorme Hitze, von 28 C° im Jahresdurchschnitt, hätte die flachen Häuser mit den vergitterten Fenstern in die Erde gebacken. Es ist eine lautlose, schöne und saubere Stadt. Die Straßenzüge sind, wie in Johannesburg oder auch Los Angeles, in einem Schachbrettmuster gezogen. Nur hinkt dieser Vergleich wahrhaftig, da man hier kaum Menschen zu Gesicht bekommt. Dafür viele alte Kolonialbauten, die in einem guten Zustand sind, ebenso wie alle öffentlichen Plätze.
Empfehlenswert ist ein Ausflug zu den Sanddünen von Coro.
Vorerst genug vom Busfahren ging es nach weiteren 3 Tagen mit dem Flieger über Caracas nach Puerto Ordaz, um von dortaus in die Gran Sabana zu starten.
Der Flughafen in Coro ist sehr klein und so ist es ausreichend die Tickets kurz vor dem Abflug zukaufen und einzuchecken. Sie flogen mit AVIOR EXPRESS nach Caracas und von dort weiter mit ASERCA AIRLINES nach Puerto Ordaz, dem Flughafen der Industriestadt Ciudad Guayana. Die Inlandsflüge in Venezuela sind verhältnismäßig günstig und so kann man eigentlich jede beliebige Stadt für max. 100 US$ anfliegen. Nur sollte man kurz vor dem Flug keinen Blick in eine Tageszeitung riskieren, da dort fast täglich von Kleinflugzeugabstürzen berichtet wird.