Reisebericht Venezuela Teil 3
Ciudad Guayana/Rio Orinoco/San Felix
Mit dem Nachtbus von Santa Elena nach Cuidad Guayana und von dort nach Tucupita, waren sie nach trockener Savanne mitten im immer grünen Orinocodelta. Zuvor mußte der Bus aber noch den Rio Orinoco via Flussfähre überqueren. So transportierte die Brüder also ein überdimensionales und voll beladenes Floß mit Motorenantrieb auf die andere Seite des Orinoco.
Und auch der Bus machte nicht mehr so viel her und so kam es, daß aus dem Motorraum, die Klappe war gleich neben dem Fahrersitz, Rauch in den Bus zog. Da der Rauch den ganzen Bus vernebelte, hielt der eine der beiden Brüder sich seinen Pullover vors Gesicht, um den Qualm nicht direkt einzuatmen. Ihm gegenüber saß eine ältere Frau, die ihn ganz verdutzt anschaute. Nach einigen Kilometern versuchte er erneut zu der älteren Frau zu blicken und siehe da, er erkannte in dem ‚Nebel‘, dass auch sie sich etwas vors Gesicht hielt. Nachdem die Reparaturen während der Fahrt nicht durchgeführt werden konnten, hielt dieser am Straßenrand. Unter sachkenntlicher Aufsicht der anderen Fahrgäste bastelte der Fahrer an seinem Bus. Doch die beiden Reisenden erblickten etwas, was für deutsche Hygieneverhältnisse undenkbar wäre. Da schlachteten vier Männer, ein Hund und reichlich Insekten ein Rind, unmittelbar an der Straße. Lufttemperatur gut 30 C°!
Tucupita/Orinocodelta
Die Stadt Tucupita ist die letzte zivilisierte Stadt im Delta. Nicht das sie unbedingt schön ist, aber wenn man dort ist, will man ja auch ins Delta. Es gibt zwar einige Hotels, aber hier wird das SAXXI am Stadtrand empfohlen. Es ist ein Sternehotel und daher ein wenig teuer (ca. 50 US$ das Doppelzimmer), aber das beste der Stadt. Es liegt direkt am Rio Orinoco und hat einen hoteleigenen ‚Strand‘.
Tucupita ist Ausgangspunkt für alle Deltatouren, z.B. zu den Pfahlbautendörfern der Wario – Indianer. Demzufolge wurden die Brüder auch an jeder Ecke auf die Touren angesprochen, so das sie einen guten Preis aushandeln konnten (40 US$ pro Person und Tag, mit Verpflegung, Schlafmöglichkeiten, Boot und Führer ist ein angemessener Preis).
Das Orinoco-Delta umfaßt etwa eine Fläche so groß wie die Schweiz und daher sollte man sich für einen Abstecher in die Sumpf- und Insellandschaft schon ein paar Tage Zeit nehmen. Es ist ein absolutes Abtauchen in eine andere Welt. Man ist ständig von einer undurchsichtigen grünen Wand umgeben. Es ist eine völlige Entspannung für Augen und Ohren, denn bis auf die hier heimischen Tiere hört man nichts. Genau so wie die Brüder das Delta erlebt und gesehen haben, so muß es auch Alexander von Humboldt vor vielen vielen Jahren auf seiner Expedition erkundet haben.
Orinocotour
Die beiden Traveller buchten ihre Tour nicht bei einer Agentur, sondern ließen sich von einem Springer ansprechen. Da alle Anbieter das Gleiche anbieten, ist es halt egal, wo man zustimmt. So organisierte ihnen der Springer ein Boot, einen Führer und die Verpflegung für die Orinocotour.
Zahlung selbstverständlich erst im Boot, ging es am nächsten Morgen los.
So schipperten die vier, der Guide, der Bootsführer und die Brüder los. Zuerst noch auf dem Hauptarm des Rio Orinoco, sahen und hörten sie einige Brüllaffen und Vögel. Aber der 75 PS Außenborder machte richtig Fahrt und so waren sie nach einem kurzen Zwischenstop, wo die Familie des Guides besucht wurde, schnell auf den Seitenarmen des Flusses.
Und dann das! Die Moskitos kamen! Und das altbewehrte Autan hielt dem Druck nicht Stand! Also auf keinen Fall lange Kleidung und Insektenschutz aus der venezolanischen Apotheke vergessen. Die Biester können zur Dämmerung eine echte Plage werden. Die Brüder hatten Glück. Es gab ein paar kurze Schauer und danach waren alle Blutsauger fort. So konnten sie ungestört diese einzigartige Natur erleben.
Den Guide samt der Verpflegung unterwegs bei einer Flußhütte ausgesetzt, erwartete sie bei Rückkehr zu dieser, ein super Mittagessen (angebratene Nudeln mit Hähnchen). Es war natürlich soviel, dass alle davon satt wurden und so legten sie ihre dicken Bäuche noch ein wenig in die Hängematte. Dann sagten sie noch zwei Zitteraalen und einer Anaconda: Guten Tag;-)
Als sie immer weiter in die zahlreichen Wasserstraßen fuhren, hatten sie alle kaum noch das Bedürfnis zu sprechen. Stattdessen genossen das was sich ihnen darbot. Eine unberührte Welt, der man sich nur unterordnen kann. Eine Welt unglaublicher Pflanzenvielfalt und Tierreichtums, mit einzigartigen Vögeln, Schmetterlingen in allen Größen und Farben, Affen und und und…
Die kleinen Wasserstraßen sind oft von einem schwimmenden Teppich von Flußgras überzogen, wo es dann kein durchkommen gibt. Nähert man sich dem Flußgras, kommt es auf einmal von überall, aber der Capitän kannte sich aus. So genossen sie die letzten Sonnenstrahlen an der Flußpromenade Tucupitas.
Abends Start nach Cumana.