Afrika Kenia Reiseberichte

Safari Tsavo Ost

Kilimandscharo
Geschrieben von Dagi

Reisebericht einer Kenia Safari im Tsavo Ost Nationalpark

13.07.

Auch heute geht es um 6:30 Uhr los, mitten hinein in einen wunderschönen, afrikanischen Sonnenaufgang. Ich bin jeden Tag aufs Neue begeistert von den intensiven Farben und der Weite der kenianischen Landschaft – ein bis zum Horizont unverstellter Blick ist daheim im Alltag doch eher selten und ich genieße immer wieder die Aussicht.
Omar, als einziger mit einem knallroten Daunenanorak zweckmäßig gekleidet, hat sich im Verlauf der Fahrt als eher wortkarg erwiesen. So hält er auch diesmal mitten in der Savanne einfach nur an und deutet mit dem Arm nach vorn. Und dort sehen wir, majestätisch erhoben, von der Morgensonne beschienen, der mit Schnee bedeckte Gipfel weiß leuchtend: den Kilimandscharo.

Kilimandscharo

Foto vom Kilimandscharo

Ich bin weiß Gott ein pragmatischer, meist mit beiden Beinen auf dem Boden stehender und nicht zu Gefühlsduseleien neigender Mensch … aber jetzt muß ich heulen. Der Anblick des Berges, die klare, kühle Stille des Morgens – die Atmosphäre ist fast zu perfekt! Natürlich wird der Ausblick im Bild festgehalten, bevor es weitergeht. Und wir haben Glück, eine halbe Stunde später ist der Himmel komplett mit Wolken bedeckt und der „Kili” ist nicht mehr zu sehen – danke, Petrus, für diesen kurzen Ausblick!
Heute, am vorletzten Safari-Tag, fahren wir nach „Tsavo-Ost”, dem laut Reiseveranstalter landschaftlich reizvollsten Nationalpark auf unserer Route. Es stimmt, die Gegend wird zusehends bergiger und der Ausblick aus den Fenstern abwechslungsreicher. Leider haben sich anscheinend alle Tiere der Umgebung irgendwo verabredet – zu sehen ist, außer ein paar vereinzelten Gnus und den allgegenwärtigen Zebras, kein einziger Vierbeiner. Den originellsten Anblick bietet nach mehrstündiger eintöniger Fahrt ein Büffel, der am Wegrand im Gebüsch steht und uns gleichmütig entgegenschaut. Rechts und links gucken ihm Grasbüschel aus dem Maul, er kaut gemütlich und seine Ohren baumeln im Wind – putzig!
Gegen Nachmittag erreichen wir endlich die „Ngulia Lodge”, unser letztes Etappenziel.

Ngulia Safari Lodge

Ngulia Safari Lodge

Schon von weitem bietet sich ein malerischer Blick auf das Hotel: in einer Ebene gelegen, umgeben von Wiesen und darauf grasenden Büffel- und Elefantenherden, ist die Lodge landschaftlich auf jeden Fall die am schönsten gelegene Unterkunft. Auch die Innensicht enttäuscht uns nicht: die grasenden Herden kommen tatsächlich bis fast ans Balkongeländer – toll! Außerdem bietet die Lodge einen Aussichtspunkt mit Fernrohr, einen Pool und eine große, dem Restaurant angeschlossene Terrasse, in deren unmittelbarer Nähe sich ein Wasserloch befindet. Kaum haben Hannes, Martina, Karim und ich uns niedergelassen und Fanta und kaltes Bier geordert, bevölkert sich die Tränke vor unserer Nase und wir sehen eine kleine Gruppe Elefanten, zum ersten Mal in aller Ruhe und unmittelbarer Nähe.
Es sind Jungtiere dabei und anscheinend ist eine Schulstunde mit dem Thema „Wie trinke ich richtig” angesetzt: eine der Kühe hält, aufmerksam vom Nachwuchs beobachtet, ihren Rüssel ins Wasser, schlürft geräuschvoll und schwingt ihn sich danach in perfektem Bogen ins Maul – so einfach geht das! Ist es aber wohl doch nicht, denn die kleinen Dickhäuter haben ihre liebe Mühe: das Schlürfen klappt prima, aber auf dem Weg ins Maul tropft das ganze Wasser wieder aus dem Rüssel und ins Gesicht. Ergebnis: die Kleinen haben zwar alle sauber gewaschene Köpfe, sind aber immer noch durstig – weiter üben ist angesagt! Wir amüsieren uns königlich, werden aber bald von einem neuen Schauspiel abgelenkt.
In etwa 30 Meter Entfernung zur Terrasse steht ein toter Baum, in dessen Astgabel ein Brett angebracht ist. Darauf klettert gerade einer der Angestellten des Hotels, um einen großen Fleischbrocken über dem Brett festzubinden. In der Gegend gäbe es Leoparden und so locke man sie an, wird uns erklärt – toll! Die nachtaktiven Raubtiere schlafen nämlich tagsüber meist in hohen Bäumen und so bekommt man sie nur höchst selten zu Gesicht. Während wir uns noch freuen, bemerkt Martina auf einmal eine Bewegung im hohen Gras und ruft aufgeregt: „Da, der Leopard!” Ich sehe gerade noch eine gefleckte Schwanzspitze im Gras verschwinden und bekomme gleichzeitig einen riesigen Schreck: der Kellner ist immer noch auf dem Brett damit beschäftigt, das Abendessen für den Leo zu servieren – aber wer weiß, der zieht vielleicht frisches, noch lebendes Futter vor? Die Elefanten sind, die Gefahr ahnend, schon lange verschwunden, das Wasserloch ist wie leergefegt. Aufgeregt winken und rufen wir dem Hotelangestellten zu, er möge doch bitte, bitte so schnell er kann vom Baum klettern! „The leopard is here, come on!” ruft Martina immer wieder – ich habe vor lauter Schreck mein bisschen Englisch vergessen. Der Mann grinst und schüttelt nachsichtig den Kopf. Was sich diese Touri-Ladies so alles einbilden…? Unsere Aufregung aber ist echt – nach ein paar Sekunden fällt das auch dem Hotelangestellten auf, denn er springt vom Baum und läuft mit langen Sätzen Richtung Zaun – verfolgt vom Leopard, der, in viel größeren Sprüngen folgend, sich anscheinend für die lebende Mahlzeit entschieden hat. Ich halte den Atem an, Hannes klammert sich an meine Hand – das darf doch jetzt nicht wahr sein?! Wenige Meter vor der Schnauze des Raubtiers springt der Mann auf die Terrasse, immer noch lächelnd. Dann dreht er sich um, sieht die gefleckte Katze – und sinkt auf einen Stuhl. Es stimmt, dunkelhäutige Menschen werden nicht blass, sondern grau – dieser hier ist aschefarben im Gesicht, schüttelt den Kopf und murmelt immer wieder „It’s not possible, it’s not possible!”. Anscheinend doch – Mannomann, war das knapp!

Leopard bei Nacht

Leopard bei Nacht

Der Leopard hat sich mittlerweile dem Fleischbrocken auf dem Baum zugewandt und nach ein paar Mal tief durchatmen greifen wir zu unseren Fotoapparaten. Eine Großkatze in freier Natur (naja, zumindest fast) und aus dieser Nähe sieht man schließlich nicht alle Tage!
Bald faucht es aus dem Gras und ein zweiter Leopard erhebt ebenfalls Anspruch auf das appetitlich aussehende Stück Gnu. Die leicht zu erjagende Mahlzeit hat sich in Raubtierkreisen wohl herumgesprochen! Leider wird es jetzt schnell dunkel, wir können kaum noch etwas erkennen und gehen deshalb zum Abendessen. Die Beinahe-Tragödie ist Gesprächsthema Nr. 1 an unserem und allen anderen Tischen. Der „Held” indes serviert Getränke und lässt sich auf die Schulter klopfen.

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