Reisebericht einer Kenia Safari im Amboseli Wildreservat
12.07.
Heute geht es weg aus Tsavo West, ins für seinen Vogelreichtum berühmte „Amboseli Wildreservat”. Vogelreichtum? Gähn…Hannes holt sein Nintendo hervor, kaum das der Bus losgefahren ist, denn Vögel sind ihm nun wirklich total schnuppe. Zum Glück gibt es nicht nur gefiedertes, sondern auch bepelztes und sogar gepanzertes Getier zu sehen. Wir rasten an den „Mzima Springs”, wo es Krokodile und Flusspferde geben soll. Letztere bekommen wir nicht zu Gesicht, aber zwei Krokos liegen am Ufer im Schlamm – zum Glück auf der anderen Flussseite! Diese urzeitlichen Viecher mit ihren kalten, kleinen Augen und dem unheimlich kräftigen Kiefer sind mir nämlich nicht geheuer.
Die Fahrt geht weiter, die Landschaft verändert sich allmählich: kaum noch Berge, dafür viel mehr Grün und wieder: jede Menge Tiere. Kein Wunder, bei der Aufmerksamkeit! Denn alleine sind wir nicht: immer wieder tauchen andere Safari-Busse oder -Jeeps in der Nähe oder weiter weg auf – einsames Wildnis-Feeling ist was Anderes.
Nach dem gefühlt fünfzigsten Elefanten, der hundertsten Gazelle und ungezählten Vögeln sind alle Businsassen schon reichlich verwöhnt von so vielen Fotomotiven. Wir dösen ein bisschen vor uns hin, als auf einmal aufgeregtes Gebrabbel aus dem Funkgerät am Armaturenbrett quakt. Omar dreht die Lautstärke höher und wir verstehen deutlich ein Wort, immer wieder: „Simba”! Na endlich, noch ein Löwe! Die Jungs packen ihre Spiele weg, wir schalten die Kameras ein, Ferngläser werden aus den Rucksäcken geholt und Omar wendet in einer Staubwolke. Nach ein paar Minuten rasender Fahrt sehen wir auf der Piste vor uns – eine Schlange Jeeps und Busse. Oh nein – mindestens ein Dutzend Autos stehen bereits vor uns im Nachmittagssonnenschein, vom „König der Tiere” ist indes nichts zu sehen. Aber halt, wo gucken die denn alle hin? Im Bus vor uns gestikulieren die Touris eifrig nach rechts und wir hören bis zu uns das Zoomgeräusch der Spiegelreflexkameras. Knallbunte Hemden, Bierdosen, lautes Geplapper und Gelächter (das wahrscheinlich jedes Tier im Umkreis verscheucht) und superteure Kameras – Amis, ganz klar! Aber offensichtlich haben sie etwas entdeckt und nach ein paar Minuten suchenden Schauens durch das Fernglas meint Karim mit fachmännischer Miene: „Dort hinten irgendwo liegt er!” Was, wer? Und wo genau? Zu sehen ist nichts, außer hohem Gras und einer Busch- und Baumgruppe in einiger Entfernung. Omar meint lakonisch „Simba steckt in Busch, kommt vielleicht raus, vielleicht auch nicht.” Na toll! Wir stehen und warten, auch hinter uns haben sich mittlerweile etliche Fahrzeuge in die Schlange eingereiht. So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt! Der Löwe liegt wahrscheinlich leise kichernd in den Büschen und amüsiert sich königlich über uns. Tatsächlich sieht, wer ganz genau hinschaut, ein Paar Ohren und darunter lässt sich der Umriss eines mächtigen Löwenkopfes mehr erahnen als sehen. Wir sind enttäuscht und nach einer halben Stunde Warterei wendet Omar den Bus und wir machen uns auf den Weg zur „Ol Tukai Lodge”, unserem Schlafplatz für die kommende Nacht.
Dort angekommen, wird schnell klar: die Unterkunft entschädigt mehr als ausreichend für den versteckten Löwen: überall Edelhölzer, dunkles Leder und gepflegte Grünanlagen: Kolonialfeeling pur! Die Bungalows sind mit Teakholzbetten ausgestattet, von der Terrasse aus hat man einen atemberaubend schönen Blick in die Savanne, inklusive Elefanten, Giraffen und Zebras…wunderschön!
Sogar eine Tischtennisplatte gibt es, die von unseren Jungs sofort mit Beschlag belegt wird. Das Abendessen ist derart reichhaltig und lecker, das ich unwillkürlich den Aufwand bedenke, um ein paar Touristen diesen Luxus mitten in der Wildnis zu bieten. Allein die Energie für warmes Wasser! Strom allerdings gibt es auch hier, genau wie im einfacheren Rockside Camp, nur ein paar Stunden am Abend. Ich danke mal wieder meinem 7. Sinn, der mir kurz vor dem Urlaub einen Kurzhaarschnitt einflüsterte – so wird das Fönen überflüssig! Die anderen Mädels im Bus, sämtlich mit langen Mähnen ausgestattet, verzichten aufs Haarewaschen und sehen schon jetzt aus, als würden sie sich mit Olivenöl frisieren – zum Glück sind solchen Nebensächlichkeiten für uns alle halb so wild.
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